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Auf einsamer Höhe, wo die Straße vom oberen Ortsteil Reifferscheids ('Berg') nach Hönningen ihren höchsten Punkt erreicht, liegt eine Wegekapelle, auf deren Grundstein folgende Inschrift zu lesen ist, die dem Kapellchen den Namen gab:
In friedloser Zeit zerstört 1790
in friedloser Zeit neu erbaut 1952
Maria, Friedenskönigin, bring uns den Frieden!
1952 machte es sich die Eifelvereins-Ortsgruppe Reifferscheid unter dem Vorsitz von Hauptlehrer Franz Metz zur Aufgabe, nach dem überstandenen Weltkrieg einen Ort des Friedensgebetes zu errichten. Der Ort bot sich an, hieß doch die Flur dort seit Menschengedenken 'Am Hillijehüsje' (Heiligenhäuschen). Alte Hönninger und Büschemer wussten zu berichten, dass dort vor dem Ersten Weltkrieg ein Steinkreuz gestanden hatte. Es trug eine Inschrift in Französisch und markierte vermutlich die Stelle eines von den französischen Erobern um 1790 zerstörten Heiligenhäuschens. Hauptlehrer Metz ergriff die Initiative zum Neubau eines Heiligenhäuschens und fand schnell begeisterte Helfer. Zur Reifferscheider Kirmes 1953 wurde das Kapellchen von Oberpfarrer Wilhelm Kliewer gesegnet und seiner Bestimmung übergeben.
In der Zeit danach, so z. B. im Jahr 2007, wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig, besonders an den Fenstern, dem Holzwerk und dem Dach. Obwohl Arbeitslöhne nicht gezahlt wurden, fielen natürlich Kosten für Material an. Der Kostendeckung diente u. a. ein am 07.07.2007 veranstalteter Wohltätigkeitsabend.
(Quelle: Rudolf Kohl, In friedloser Zeit zerstört 1790, in friedloser Zeit neu erbaut 1952 - Das Hönninger Kapellchen, in: Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2014, S. 26-29)
Weitere Sanierungsarbeiten am Kapellchen sind inzwischen fertiggestellt: Die umgebenden Bäume waren mittlerweile so hoch, dass sie dem Gotteshaus das Licht nahmen. Das führte zu Moosbewuchs auf dem Dach. Sie mussten daher gefällt werden. Auch der Boden und der Eingangsbereich waren in Mitleidenschaft gezogen. Mit vereinten Kräften halfen die "Heinzelmännchen", eine rüstige Rentnertruppe, den Initiatoren aus dem Bürgerverein Hönningen beim Restaurieren der Kapelle. Mehr
Die Zeit der ersten Erwähnung (1790) wird wegen der Besetzung des Rheinlands durch die französischen Revolutionstruppen mit Recht friedlos genannt. 1952 waren die Folgen des 2. Weltkrieges noch längst nicht überwunden und der Koreakrieg war ausgebrochen. Und heute? Auch wenn wir bisher über 70 Jahre Frieden auf deutschem Boden halten konnten, sind wir jedoch ständig bedroht durch Terrorismusanschläge, eine erneute Koreakrise, das Pulverfass im Nahen Osten, um nur einige Beispiele zu nennen. Da bleibt doch die Bitte von damals aktuell: "Maria, Friedenskönigin, bring uns den Frieden!"
Hinter den Schallbrettern des Glockentürmchens, dessen Holzkonstruktion von Markus Junker erstellt wurde, hängt eine kleine Glocke, die aus dem ehemaligen Rescheider Bergwerk stammt, wo sie einst noch die Arbeiter zum Tagwerk gerufen hatte. Nach der Stilllegung des Grubenbetriebs war sie nach Blumenthal gebracht worden, wo sie am Giebel des Gasthauses Spang hing. Von dort kam sie nach Hönningen, wo Hedwig Straßfeld sie als junges Mädchen jeden Morgen um 7 Uhr läutete.
(Quelle: Kohl, a. a. O.; https://www.rundschau-online.de/28578900 ©2017)