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In der Schrift "Reifferscheid" des Katholischen Pfarramtes, zuletzt in 5. Auflage 1998 erschienen, ist von fünf Bauperioden der Kirche die Rede. Die Festschrift zum 875-jährigen Pfarrjubiläum beschränkt sich auf eine Aktualisierung der Baugeschichte für die Zeit nach 1978. Von daher sollen die bereits beschriebenen Ausführungen in der Folge zusammengefasst dargestellt werden:
Aus dieser Zeit der Pfarrkirche ist nur wenig bekannt. Man nimmt an, dass es ein zweischiffiger Basilikenbau war. Der Eingang der Kirche war an der Nordwand, dort, wo der Marienaltar steht. Nicht vorhanden war das Vorhäuschen mit dem jetzigen Eingang. Der Chorabschluss der Kirche befand sich an der Stelle der heutigen Kommunionbank.
Mit "Vergrößerung der Kirche" könnte man diese Bauperiode überschreiben. In dieser Zeit wurde die Kirche durch den Anbau des heute noch bestehenden Chores erweitert. Gleichzeitig wurde auch das jetzige Gewölbe (3 Gewölbearten) in die Kirche eingezogen. Das Jahr, in dem diese Arbeiten begonnen wurden, finden wir auf einem Strebepfeiler an der nördlichen Außenwand des Chores: 1489. Den Abschluss des Erweiterungsbaus könnte man wohl im Jahr 1491 ansetzen, denn auf der Mensaplatte des Hauptaltares befindet sich die mit gotischen Lettern eingravierte Jahreszahl 1491. Man darf wohl mit einiger Berechtigung annehmen, dass diese Arbeiten an der Kirche Philippine, Gräfin zu Salm-Reifferscheidt, geb. Gräfin von Neuenahr, durchführen ließ. Sie ist in der Gruft unter dem Hauptchor beigesetzt (siehe Bilderserie links, Foto 1).
Von der ursprünglichen gotischen Inneneinrichtung der Kirche ist leider nichts mehr vorhanden. Lediglich im Inneren des Chores sehen wir an der Nordwand ein Sakramentshäuschen mit schön profilierter Sandsteinfassung und handgeschmiedetem Gitterflechtwerk als Verschluss (siehe Bilderserie links, Foto 6) .
Sie fällt in die Barockzeit und sah vor allem eine Umänderung in der inneren Ausgestaltung der Kirche im frühen 18. Jh. vor. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist damit wohl die Beseitigung des Zugangs der unter dem Chor liegenden Begräbnisgruft zum Kirchenschiff verbunden, als anstelle eines geradlinigen Aufstiegs zum Vorchor eine vor- und rückwärtsgeschweifte Freitreppe in typischer Barocklinie angelegt wurde. Auf der Oberstufe brachte man ein schmiedeeisernes, mit Barockornamenten reich verziertes Gitter an, das die Kommunionbank bildete. Von ihr sind noch zwei Eisenstützen vorhanden, die zu Leuchterarmen umgearbeitet wurden. Im Chor selbst stand ein mächtiger Barockaltar, von dem noch ein Schneckenornament und ein Leuchterengel (siehe Bilderserie links, Foto 2) erhalten sind.
Ebenfalls noch vorhanden sind Reste eines barocken Chorgestühls (im Chor). In diese Zeit fällt auch die Erbauung der jetzigen Sakristei in dem südöstlichen Wehrtürmchen.
Infolge der Wirren und Zerstörungen während der französischen Besatzungszeit war die Kirche im 19. Jh. in einem sehr schlechten Zustand und sie wäre dem sicheren Verfall preisgegeben worden, wäre ihr nicht in dem damaligen Oberpfarrer Engelbert Unkelbach ein Retter erstanden. Er begann 1864 mit Kollekten und Reisen für eine Renovierung. Ehe man das Innere der Kirche restaurierte, errichtete man außen an der Nord- und Südseite neue Strebepfeiler, denn die Außenmauern waren aus dem Lot geraten. Ferner wurde der Turm um drei Meter erhöht und jedes Gewölbe mit einem eigenen Dach versehen, um die Außenmauern von dem Druck zu entlasten.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war die Kirche stark beschädigt worden: Eine Granate zerstörte die Orgel und die Empore und eine durchschlug das Dach und das Gewölbe des rechten Seitenschiffes. Insofern konnten die Maßnahmen, die in den ersten Jahren zur Erhaltung der Kirche getroffen wurden, nur Provisorien sein. Die eigentliche Wiederherstellung begann 1953 mit der Herstellung einer neuen Orgel. In demselben Jahr und 1954 wurde das Dach neu gedeckt und das Gotteshaus außen neu verputzt. Zu den beiden alten Glocken aus dem Jahr 1669 kamen 1959 drei neue hinzu. Im gleichen Jahr wurde eine elektrische Läuteanlage installiert. Im Jahre 1962 erhielt die Kirche eine neue Ölheizung.
Die "Butterfenster" der Nachkriegszeit wurden 1966 durch neue Fenster ersetzt (siehe Bilderserie links, Fotos 3 bis 5) . Sie wurden von dem Kunstmaler Hermann Gottfried aus Brühl entworfen und von der Firma Dr. Oidtmann aus Linnich hergestellt und eingesetzt. Die Chorfenster stellen das Opfer Christi und die dadurch bewirkte Erlösung des Menschen dar. Die Fenster der Seitenschiffe versinnbildlichen den Sonnengesang des heiligen Franziskus. Einen Deutungsversuch finden Sie in unserem o. g. Kirchenführer, der im Pfarrbüro zu erwerben ist. Die Fenster sind jetzt allesamt auch im Internet zu bewundern.
Danach begann der Innenanstrich. Im Jahre 1978 wurde ein neuer Fußboden in belgischem Blaustein verlegt und zugleich die Heizung als kombinierte Fußboden- und Luftheizung erweitert.
In dem Zusammenhang sind die Anschaffung der neuen Krippe (1997) und die Sanierung der Orgel (2003/2004) erwähnenswert. Die Rundumsanierung der Kirche begann bereits 1995. Damals wurde - noch mit Genehmigung des Denkmalschutzes - der Wetterhahn erneuert. Ab dem Jahr 2001 fanden die Sanierungsmaßnahmen, allesamt bezuschusst vom Bistum, ihre Fortsetzung in der Erneuerung der Dachkreuze, der Durchführung von Dachreparaturen, der Anbringung einer Dachrinne am Kirchturm sowie der Renovierung des Kirchenportals und des Eingangsbereiches, dem Außenanstrich, der Ausfugung der Kirchenmauern und dem Einbau eines neuen Heizungsaggregates (2004).