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Auf unserer Führung durch die Kirche war mehrmals von einer Gruft unter dem Hauptchor die Rede. Mehrere Fragen drängen sich auf: Wo befand sich früher der Zugang zur Gruft? Kann man die Gruft wieder zugänglich machen? Wenn ja, was wird man vorfinden?
Blenden wir zurück in die Amtszeit von Pfarrer Pomp (1867 – 1876). Unter ihm wurde durch einen Aachener Meister der Chor der Kirche ausgemalt. Als man daran ging, im Unterchor an der Nordseite Stangen für das Malergerüst durch Entfernen einiger Bodenplatten in den Boden einzusetzen, gab letzterer nach und eine Stange sank in die Tiefe (siehe Bildergalerie links, Foto 1). Man hatte, ohne es zu wissen, das Gewölbe der Totengruft durchstoßen. Man fand einige gewaltsam aufgebrochene und anscheinend durchwühlte Särge. In einem Sarg befand sich ein Skelett mit langem Haupthaar. Der übrige Inhalt der Särge lag teilweise über den Boden zerstreut. Der Überlieferung nach und was auch wahrscheinlich ist war man in die Gruft zur Franzosenzeit von oben vom alten Sakristeieingang her eingebrochen und hatte sie nach Kostbarkeiten durchsucht. Das Loch war noch offen, Schutt und Bruchsteine lagen am Boden und nach oben war die Einbruchstelle mit Steinplatten zugedeckt. Der Eingang zur Gruft befand sich an der linken Seite der Kommunionbank (siehe Foto 2): Nach der Überlieferung sei ein von Haustein eingefasster, aber vermauerter Ein- bzw. Ausgang zu erkennen gewesen. Von dort führte eine Treppe hinunter, die wohl bei der Anlage der geschweiften Freitreppe zur Kommunionbank verschüttet worden ist (siehe Fotos 3 u. 6). Pfarrer Pomp habe die Erweiterung der Durchbruchstelle nicht gestattet, weil er befürchtete, dass die Untersuchung zuviel Geld koste. Sofort ließ er die Bruchstelle wieder einwölben und den Fußboden beilegen (siehe Foto 4) . Soweit die Aufzeichnungen der Oberpfarrer Wilbert und Schumacher (1). Im Jahre 1978, im Zuge der Verlegung des neuen Fußbodens und der Installation einer kombinierten Fußboden- und Luftheizung, ließ Pfarrer Reidt die Gruft unangetastet, wohl um das laufende Bauprojekt durch das Einschreiten der Denkmalbehörde nicht zu gefährden. Infolge der Heizungsarbeiten im Jahr 2004 ergab sich die Gelegenheit für eine Kommission unter Leitung von Pfarrer Weber, durch den Heizungskeller in die Gruft einzusteigen (siehe Foto 5). Ihnen bot sich unter anderem das untenstehende Bild (siehe Foto 9).
In der Blechrolle befindet sich eine Urkunde, die am 24.09.1932 anlässlich einer Begehung der Gruft von Franz Josef, Fürst und Altgraf zu Salm-Reifferscheid, Krautheim und Dyck, verfasst wurde. Als die Kirche unter Oberpfarrer Wilbert in den Jahren 1931 und 1932 restauriert wurde und um Gerüchten auf den Grund zu gehen, wonach sich unter dem Chor die gräfliche Familiengruft befände und französische Truppen nach 1801 in diese eingebrochen seien, ließ Pfarrer Wilbert am 19.09.1932 zum zweiten Mal die Gruft an der Nordwestseite des Chores vor der Kommunionbank öffnen. Bereits beim ersten Einstieg war festgestellt worden, dass sämtliche Särge aufgebrochen und zerschlagen waren und die Gebeine herumlagen. Die Einbruchstelle lag an der südwestlichen Seite des Gewölbes und war provisorisch wieder geschlossen worden.
Es handelte sich um ursprünglich sieben Särge, die sich zertrümmert auf einem Eisengestell befanden. Feststellungen über die Personalien ließen sich nicht mehr treffen, jedoch geht der Fürst aufgrund der Angaben auf den beiden o. g. Grabplatten davon aus, dass folgende Personen in der Gruft begraben liegen:
Die drei weiteren Beigesetzten sind nicht feststellbar gewesen. Alle Gebeine wurden nach Säuberung der Gruft in einem Sarg gesammelt, alles Übrige geweihter Erde übergeben und die Gruft vermauert (2).
Es dauerte lediglich zwei Jahre, bis unter Pfarrer Schumacher (1933-1948) die Grablege im Jahr 1934 wiederum geöffnet wurde. Bei den Heizungsarbeiten gelangte man in die Grabkammer, wovon ein Teil genommen und durch eine feuerfeste Ziegelsteinmauer abgetrennt wurde. Dieser Bereich diente fortan als Luftkanal.
Nach diesem Exkurs springen wir wieder in das Jahr 2004, als die Gruft zum vierten Mal begangen wurde. Hermann-Josef Finder und Franz Schmitz scheuten danach keine Mühe, den Raum zu säubern, elektrisches Licht dorthin zu verlegen, das eiserne Trägergestell zu entrosten und den Eingang von der Kellerseite herzurichten. Die Firma Bungard stiftete die Unterlegbohlen für den Sarg (siehe Foto 7). Der damalige Pfarrer Christoph Weber ließ ein Kruzifix anbringen (siehe Foto 8).
Fast 400 Jahre hat sie überdauert, trotz Einbruchs und Plünderung. Die geschändeten Gebeine haben in einem Sarg ihre letzte Ruhestätte gefunden. Wenn es nach dem beschriebenen Einstieg von 1932 auch nicht bis zum jüngsten Tag gedauert hat, "noch einmal [...] diese Ruhestätte dem Tageslicht zu öffnen" (3) - bautechnisch ist zur Zeit ein öffentlicher Zugang zur Gruft nicht möglich, aber zumindest hat man ein Geheimnis lüften können.
(1) Pfarrarchiv, Geschichte der Pfarrkirche
(2) Die Abschrift der Urkunde befindet sich im Pfarrarchiv
(3) Pfarrarchiv, Aufzeichnungen von Oberpfarrer Wilbert