© pixabay.com
© martin_manigatterer_pfarrbriefservice
© privat
Lesung aus dem Buch Ezechiel (37, 21-28)
Dann sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich hole die Israeliten aus den Völkern heraus, zu denen sie gehen mussten; ich sammle sie von allen Seiten und bringe sie in ihr Land. Ich mache sie in meinem Land, auf den Bergen Israels, zu einem einzigen Volk. Sie sollen alle einen einzigen König haben. Sie werden nicht länger zwei Völker sein und sich nie mehr in zwei Reiche teilen. Sie werden sich nicht mehr unrein machen durch ihre Götzen und Greuel und durch all ihre Untaten. Ich befreie sie von aller Sünde, die sie in ihrer Untreue begangen haben, und ich mache sie rein. Dann werden sie mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein. Mein Knecht David wird ihr König sein, und sie werden alle einen einzigen Hirten haben. Sie werden nach meinen Rechtsvorschriften leben und auf meine Gesetze achten und sie erfüllen. Sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe und in dem ihre Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder werden für immer darin wohnen, und mein Knecht David wird für alle Zeit ihr Fürst sein. Ich schließe mit ihnen einen Friedensbund; es soll ein ewiger Bund sein. Ich werde sie zahlreich machen. Ich werde mitten unter ihnen für immer mein Heiligtum errichten, und bei ihnen wird meine Wohnung sein. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Wenn mein Heiligtum für alle Zeit in ihrer Mitte ist, dann werden die Völker erkennen, dass ich der Herr bin, der Israel heiligt.
Der Prophet Ezechiel (592-571 v Chr) wirkte in der Zeit des babylonischen Exils: Er nahm dem Volk die falsche Hoffnung, dass es bald nach Jerusalem/ zur Normalität des Lebens zurückkehren könne: er mahnte, er drohte – hören wollte das niemand.
Nach der Zerstörung Jerusalems 586 und dem Untergang des Reiches Juda, änderte sich seine Botschaft: weg von Mahnungen und Drohungen hin zu Verheißungen, wohl wissend, dass das Weiterleben, der Zusammenhalt untereinander und die Bewahrung der Hoffnung in dieser schwierigen Lebenssituation über den langen Zeitraum des Exils ohne heilsame Visionen unmöglich wird. Wir Menschen brauchen Heilvisionen als Ressource, um Krisen und schwierige Lebensumstände zu bewältigen. Sie sind Ermutigung und Trost und bieten Orientierung, weil sie in Bildern beschreiben, wofür es sich zu leben lohnt.
Wie sieht sie nun aus, die Verheißung des Ezechiel und was bietet er (uns) an?
Ein Land. Ein König. Ein Hirt. Vergebung. Ein Friedensbund. Gottes Heiligtum unter den Menschen.
Ob das noch aktuell ist - heute? Für uns?
Ein Land.
Ein guter Platz im Leben – mit Menschen, denen ich verbunden bin an einem Ort, an dem ich gut leben kann, der Sicherheit bietet und meine Versorgung sichert – auch auf Zukunft hin.
Ein König
sorgt nach biblischem Verständnis für Gerechtigkeit und Ordnung.
Die Möglichkeit also, in einer gesellschaftlichen Ordnung zu leben, in der Recht und Gerechtigkeit gewahrt sind, in der Regeln des Zusammenlebens gelten, die die Würde des Menschen wahren, die transparent sind und von allen akzeptiert – zum Wohl aller.
Ein Hirt.
Als Bild für Behütetsein und dafür, dass nicht nur die Ersten, die Schnellsten, die Besten im Blick sind, sondern gerade die, die des Nachgehens und der besonderen Fürsorge und Unterstützung bedürfen. Die Zusage, dass die Würde eines/ einer jeden einzelnen nicht an der Leistung, an der Anpassungsbereitschaft, am Verdienst festzumachen ist, sondern im individuellen SoSein.
Vergebung
all dessen, was wir schuldig bleiben: uns selbst, einander und so auch Gott. Die Zusage von Vergebung bewahrt uns vor Überforderung und schenkt uns die Chance, immer wieder neu anzufangen, mit den Möglichkeiten, die wir haben.
Ein Friedensbund.
Vergebung,damit Friede sei: mit sich selbst, untereinander und somit auch mit Gott. Friede ist dort möglich, wo Respekt und Achtung vor der Andersartigkeit zu den Grundwerten zählen, wo das Einander-alles-Aufrechnen nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ aufhört, wo Vertrauensvorschuss immer wieder neu gewährt wird.
Gottes Heiligtum unter den Menschen
die Erfahrung, dass Gott da ist in meinem Leben und in dieser Welt und es gut mit mir und uns meint.
Und wohl auch die Erkenntnis, dass Gott quasi in der „Nachbarschaft“ wohnt, und wir Gott mitten unter uns begegnen können. Gott will uns nahe sein, damit wir seiner Liebe vertrauen und Heil erfahren.
So soll es also sein. So will Gott es, sagt Ezechiel.
Und ja, es klingt immer noch nach einer guten Perspektive – auch in den nicht enden wollenden Tagen dieser Pandemie.
Nicht, dass sie schon Realität wäre, es bleibt wahrlich genug zu tun - mit Gott an unserer Seite.
Lassen wir uns diese Verheißung heute in Erinnerung rufen. Damit sie nicht in Vergessenheit gerät.
Margot Schmitz