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„Liebe will ich – nicht Schlachtopfer,
Gotteserkenntnis – statt Brandopfer“ (Einheitsübersetzung 2016)
„Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer,
an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer." (Lutherbibel 2017)
Opfer bringen, das scheint eine unausrottbare Form der Gottesverehrung zu sein. Vielleicht auch mit dem Gedanken, wenn ich Gott was gebe, dann wird/muss er mir auch gut sein – getreu dem alten lateinischen Sprichwort ‚do ut des‘ = ‚Ich gebe, damit du gibst‘.
So auch das bekannte Gleichnis von Pharisäer und Zöllner im heutigen Evangelium.
Es ist einfach zu menschlich gedacht mit Gott handeln bzw. rechnen zu können. Es funktioniert nicht!
Das gilt auch für das Wort „Messopfer“. Da hat sich eventuell katholischerseits etwas Ähnliches eingeschlichen, das der Erklärung und Verständigung bedarf.
Aber ich darf mich auch persönlich kritisch nach meinem Umgang mit Gott fragen. Bin ich manchmal dabei Gott irgendwelche Rechnungen aufzustellen?
Wenn schon bei Hosea* im sogenannten „Alten“ Testament von der Liebe als dem entscheidenden Kriterium die Rede ist, so weiß ich doch sofort, dass wirkliche Liebe nicht käuflich, weder zu erzwingen noch zu verhandeln ist. Sie gibt sich einfach als das, was sie ist.
Weil Gott Liebe ist, will er nichts Geringeres als geliebt zu werden. Er, wie der Mensch, kann nicht zufriedengestellt werden durch irgendwelche anderen Dinge oder Leistungen und seien es die größten Opfer.
Gott will geliebt werden in sich und in alldem, was aus ihm hervorgegangen ist, Schöpfung, Mitmenschen, ‚Mitleben‘ in jeder Form.
Heute kann ich darauf achten, was durch Gott mir alles an ‚Liebevollem‘ begegnet. Und warum es nicht auch einmal selber probieren – Liebe statt Opfer!
Denn wir sind: „Geliebte seiner Liebe“ (Klaus Hemmerle)
*Kurzinfo „Hosea“
Hosea (auch: Hoschea, Osee) bezeichnet einen historischen Schriftpropheten (750–725 v. Chr.) im Nordreich Israel. Mit ihm beginnt das sogenannte Zwölfprophetenbuch in der Bibel.
Der Name bedeutet: „Der Herr hat gerettet“.
Sprache und Bilder des Hoseabuches sind ausgesprochen kühn und gewagt, um nicht zu sagen provokativ.
So beginnt das Buch mit der Eheschließung Hoseas mit einer Hure als Abbild für das Verhältnis von Gott und dem Volk Israel. Die Ehe und die Benennung der Kinder sind Zeichen für die scharfe Auseinandersetzung Gottes mit seinem Volk. Doch am Schluss des Buches steht die fast unüberbietbare und endgültige Zusage und Treue Gottes zu seinem Volk. Ein echtes und lesenswertes Liebesdrama!
Hosea ist übrigens der erste Prophet, der die Zuwendung Gottes zu Israel mit dem Wort „lieben“ kennzeichnet.
Das Buch hat in vielen Bereichen eine reichhaltige Wirkungsgeschichte weit über „Altes“ und „Neues“ Testament hinaus entwickelt. So wird beispielsweise der heute zitierte Vers zweimal im Matthäusevangelium aufgegriffen (Mt 9,13;12,7).
Paul-Josef Jansen