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Bitte lesen Sie zunächst aus dem Buch Daniel das komplette 13. Kapitel, auch wenn für die Lesung am heutigen Tag ein paar Verse weggelassen wurden. Hier der Link zum katholischen Bibelwerk: https://www.bibleserver.com/EU/Daniel13
Eine aufregende Lektüre wünscht Ihnen
Ida Prinz-Hochgürtel
Der Text ist nicht in der Lutherbibel zu finden. Da er nicht in allen ursprünglichen Fassungen des Danielbuches enthalten war, haben sich die Verantwortlichen entschieden, ihn nicht in diese Bibel mit aufzunehmen.
Liebe Susanna,
was musst du nicht alles erleiden: Die Furcht, die Scham, die Angst vor dem, wie‘s weitergeht in deinem Leben, die Bilder im Kopf... Ich bin tief getroffen und ich spüre deine ohnmächtige Wut, von der du schreibst, auch in mir.
Nicht nur, dass die beiden Vertreter der Führungsschicht, unter der Androhung, dich zum Tode zu verurteilen, versucht haben dich zu vergewaltigen, nein, sie haben wirklich auch noch die Chuzpe gehabt, ihre Drohung in die Tat umzusetzen. Denn du hattest dich, als gläubige und tief mit Gott verbundene Frau, gegen sie gewehrt.
Deine Kinder und deine Eltern haben dich immerhin zum Prozess begleitet.
Was du dann beim Prozess erlebt hast, das schlägt dem Fass den Boden aus: Nicht genug, dass diese beiden Autoritäten des Volkes falsch gegen dich ausgesagt haben, sie ihre Macht auf‘s gröbste missbraucht haben, nein, das Volk glaubte ihren Worten und nicht deinen. Dass du als gläubiger Mensch ein in allen Bereichen redliches Leben führst, davon schienen sie nichts mehr zu wissen. Du bist ja nur eine Frau.
Auch damit noch nicht genug: Lapidar erklären deine Verwandten und Jojakim, Gott preisend, dass du nichts Schändliches getan habest. Du weißt noch nicht, wie du mit dieser Unterstellung, dass sie dir durchaus eine Gesetzlosigkeit zutrauen, weiterleben kannst. Wie es mit dir und Jojakim, der dir ja nicht beim Prozess zur Seite stand, weitergeht, das weißt du auch noch nicht.
Du bist Daniel dankbar, schreibst du. Trotzdem habe für dich seine Einmischung, auch wenn sie dein Leben gerettet hat, einen bitteren Beigeschmack. Seine innige Beziehung zu Gott sieht das Volk als Grund für sein kluges und mutiges Eingreifen. Dich sehen sie nur als eine Frau an, die keine Sünderin ist - dein bisheriges gottesfürchtiges Leben spielt für sie keine Rolle mehr.
Liebe Susanna, du willst dich wieder melden, wenn ein paar Wochen vergangen sind. Du brauchst ein wenig Zeit um das alles zu verdauen. Ich bin in Gedanken und mit meinem Herzen bei dir!
Sei herzlich umarmt -
deine Ida