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Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! (Mt 7,12)
Ja, dieser Satz, der auch als ‚Goldene Regel‘ bekannt ist kommt nicht nur bei Immanuel Kant, sondern auch gleich mehrfach im Alten und Neuen Testament vor. Und eigentlich ist er auch gleich ein kleiner Grundkurs in der christlichen Ethik: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ – oder andersrum: Was du nicht willst, das man dir tu´, das füg auch keinem anderen zu.
Das christliche an dieser Fassung der ‚Goldenen Regel‘ ist aber mit Sicherheit nicht, dass sie im Evangelium steht. Vielmehr ist es ihr Ursprung: Gott ist derjenige, der den Bittenden gibt, was sie brauchen, der die Suchenden finden lässt, was sie suchen und der den Klopfenden öffnet. Und eigentlich verlangt Christus nicht anderes von uns, als diesem Vorbild zu folgen und das Reich Gottes immer wieder ein bisschen mehr aufscheinen zu lassen, in dem wir gerecht und solidarisch miteinander umgehen. Dass das gar nicht mal so einfach ist, beweist der ganz normale Alltag, in dem Egoismus und Konkurrenz immer wieder auflauern. Überlegen Sie einmal, wo es ihnen zuletzt aufgefallen ist – möglicherweise ist es gar nicht so lange her.
Christus will daher gewissermaßen auf Nummer sicher gehen und fasst es an dieser Stelle ganz einfach, damit es auch wirklich verständlich ist: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen !“. Klingt selbstverständlich, ist es aber leider nicht. Aber es eignet sich gut, um zu überlegen, wie wir aktuell leben und wo wir nochmal genauer hingucken wollen. Gerade jetzt brauchen wir ‚mit Abstand‘ dringend Solidarität. Gerade jetzt ist es an der Zeit, gut zueinander zu sein. Und gerade jetzt würden wir uns sehr freuen, wenn man auch zu uns gut ist – also vielleicht die ideale Zeit, um die Goldene Regel nochmal zu bedenken?
Und ein kleiner Ausblick: für Christus ist das wirklich nur ein ‚Grundkurs‘ sozusagen ‚Christlich für Anfänger‘. Im ‚Aufbaukurs‘ geht´s um noch viel mehr – zum Beispiel am kommenden Samstag der 1. Woche der Fastenzeit, da kommen wir dann noch zur Feindesliebe.
Simon Hesselmann