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Liebe Lesende, hier nun mein letzter Fastenimpuls für die erste Aprilwoche:
Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade
Dieses Sprichwort geht wohl auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel zurück und beschreibt sowohl eine schmerzhafte als auch eine befreiende Erkenntnis: Einerseits gelingt es trotz aller guten Vorsätze nicht, einander und auch Gott einen geradlinigen Lebenslauf zu präsentieren, andererseits ist Gott mit seinem Segen gerade auch in die Krümmungen unseres Lebens dabei.
Es ist die Lebensgeschichte Jesu, die uns dies zuspricht: Schließlich ist selbst Jesus nicht im Königspalast von Jerusalem geboren und hat seine Ausbildung nicht im Purpursessel erhalten, sondern in einer einfachen Zimmermannswerkstatt. Die Evangelisten erzählen zudem, dass er sich mit den Frommen seiner Zeit öfter, als es denen lieb war, angelegt hat, dass er seine Familie enttäuscht, seinen Freunden viel zugemutet hat; und auch das Ende am Kreuz war alles andere als ein Erfolg. Erst die Auferweckung macht klar: So handelt Gott. Gerade in die-sen krummen Linien des Lebens Jesu können wir Gottes bedingungslose Liebe herauslesen. Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade.
Gerade erleben viele ihren persönlichen Weg und auch den Weg unserer Welt als ziemlich krumm. Da gibt mir Halt, was Dietrich Bonhoeffer in seinem Glaubensbekenntnis im Buch mit dem bezeichnenden Titel „Widerstand und Ergebung“ so formuliert: „Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass Gott es nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden als mit unseren vermeintlichen Guttaten.“
Und der Apostel Paulus verpackte seine Gottes- und Lebenserfahrung in dem Satz: „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Kor 12,9) Sprich: Gott kann gerade da mächtig wirken, wo wir eigene Vorstellungen zurückstellen und uns seiner Führung anvertrauen, wo wir akzeptieren lernen, dass Gott mit Freude die krummen Linien verziert. Das heißt nicht, dass Gott alles geradebiegt, so sehr wir uns das oft wünschen oder auch darum beten. Barmherziger als jeder Mensch geht Gott mit den krummen Wegen eines Menschenlebens um und schreibt seinen Segen ein. Diese Erkenntnis brachte den Schriftsteller Paul Claudel wohl zu seinem berühmt gewordenen Satz: Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade.
Gott behüte Sie auf ihrem Weg hin zum Osterfest!
Ihr Erik Schumacher