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Impuls zum fünften Sonntag der österlichen Bußzeit
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten. Man kann nicht behaupten, dass sie Sympathieträger sind. Sie messen mit zweierlei Maß und versuchen immer wieder, Jesus zu Fall zu bringen. Sie stellen Fragen oder nutzen Situationen aus, um Jesus in die Ecke zu drängen, aus der es keinen Ausweg gibt. Doch Jesus findet immer die Alternative, die die Pharisäer und Schriftgelehrten nicht kennen. Im heutigen Evangelium ereignet sich wieder eine solche Situation. Die Grenzziehung der Pharisäer und Schriftgelehrten ist zwiespältig. Sie ziehen einen Zaun um das Gesetz, um die Verbote der Tora vor Übertretung zu bewahren, aber sie verlieren den Blick auf ihr eigenes Leben. Sie grenzen sich eigentlich selber aus. Sie erheben sich zu einer religiösen Elite, die sie in Wirklichkeit aber gar nicht sind. Jesus entlarvt sie mit den Worten: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Jesus stört mit seinen Worten die Kreise der ach so Frommen seiner Zeit. Zugleich schafft er einen neuen Lebensraum für die Ehebrecherin, die angeklagt in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses geraten ist. Durch Jesus findet sie ins Leben zurück.
Das Evangelium gibt uns den wichtigen Impuls, unsere eigenen Grenzziehungen in unserem Leben zu betrachten, wenn wir uns der Zukunft stellen wollen, sei auch noch so ungewiss wie in diesen Wochen. Wir dürfen ruhig Vertrauen haben in die Zukunft, die Gott uns schenken will. Es ist nicht zuletzt die Barmherzigkeit uns selber gegenüber und die anderen gegenüber, die uns öffnet für etwas Neues. Diesen Gedanken brauchen wir in unserer Kirche wie auch in der Gesellschaft. Für uns als Christen ist das Überwinden von Grenzen und Solidarität mit dem Nächsten nichts, das uns fremd sein darf. Es ist das Sich-einüben in die Barmherzigkeit Gottes, die Menschen nicht auf ihre Vergangenheit, auf ihre Fehler und ihr Versagen festlegt, sondern dabei hilft, das Scheitern zu überwinden und einen neuen, befreiten Anfang schafft.
Ihr/Euer Michael Krosch